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Historische Entwicklung

Lamellophone (Das ist der wissenschaftliche Name für Kalimbas und ähnliche Instrumente) stammen aus Afrika und sind wissenschaftlichen Schätzungen zufolge über 3.000 Jahre alt.

Die ersten Belege für die Existenz von Lamellophonen datieren auf das 1. Jahrtausend v. Chr. im Gebiet des heutigen Kamerun. Diese Instrumente wurden aus pflanzlichem Material (Raphia-Palme, Zuckerrohr, Bambus) gefertigt.

In den ersten Jahrhunderten n. Chr. breiteten sich  Lamellophone durch Migrationsprozesse erst südostwärts, später auch nach Westen und Norden aus. Verschiedene Nachweise belegen die Herstellung von Lamellophonen mit Metallzungen spätestens ab dem 10. Jahrhundert im südlichen Sambia.

Vermutlich im 18. Jahrhundert wurden Lamellophone durch afrikanische Sklaven auch in Lateinamerika eingeführt, wo sie bis heute in verschiedenen regionalen Musikkulturen verankert sind. (z.B. Marimbula-Kuba, Quisanche-Argentinien)

Traditionelle Lamellophone findet man heute überall in Afrika südlich der Sahara. Vor allem in Simbabwe spielen sie eine bedeutende Rolle im Musikgeschehen, mit großen Instrumenten (Mbira dza Vadzimu, Mbira Nyunga Nyunga u.a.) und einer lebhaften Musikkultur.

Mit der Markteinführung von Hugh Traceys  17er Treble Kalimba (1954), dem ersten industriell gefertigten Lamellophon, begann die weltweite Verbreitung der Lamellophone. Heute findet man Lamellophone unterschiedlichster Bauart in allen Teilen der Welt.

Ursprung und Ausbreitung der Lamellophone in Afrika. der grau gesprenkelte Bereich zeigt das heutige Verbreitungsgebiet.

Kalimba-Musik heute

Die Kalimba hat sich seit den 1960er Jahren weltweit verbreitet und ist dadurch in viele unterschiedliche Kulturen "eingewandert". Folglich ist Kalimba-Musik heutzutage genau so vielfältig wie die Kulturen auf dieser Welt.

In den Hochkulturen Südostafrikas sind Lamellophone nach wie vor fest in der jeweiligen Kultur verankert. Namhafte Interpreten traditioneller Mbira-Musik, z.B. Dumisani Maraire, später Chartwell Dutiro u.a. erreichten durch Aufnahmen und Auftritte in den USA und Europa überregionale Bekanntheit. Da die Musikindustrie in Afrika viel regionaler funktioniert als in Europa, gibt es praktisch keine bekannten Namen- aber eine Menge toller Bild- und Tondokumente: Das Singing Wells Project hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Musik des östlichen Zentralafrikas zu dokumentieren und auf YouTube zugänglich zu machen. Viele Aufnahmen entstanden mit Beteiligung von traditionellen Lamellophonen. Es lohnt sich, den Youtube-channel des Singing Wells Projects zu besuchen oder eines der nebenstehenden Highlights anzuklicken, wenn man auf traditionelle afrikanische Lamellophon-Musik steht.

In Jazz und Pop-Musik ist die Kalimba seit den 1970er Jahren präsent. Der erste namhafte Künstler, der die Kalimba im Rampenlicht erstrahlen ließ, war Maurice White von der Band Earth Wind & Fire. Er war so begeistert von seiner Kalimba, dass er sie nicht nur für afrikanisches Flair im Hintergrund vieler Songs erklingen ließ, sondern ihr sogar ein langes Solo widmete (siehe Video). In der Folge experimentierten verschiedene namhafte Bands mit Kalimba-Klängen, u.a. Peter Gabriel, der in den 90er Jahren auf seinem Label RealWorld Records zwei Alben mit dem ugandischen Multi-Instrumentalisten Geoffrey Oryema veröffentliche.

Im Jazz war es Paco Sery, Schlagzeuger beim Joe Zawinul Syndicate, der die Kalimba spielen konnte wie kein anderer Jazzmusiker vor ihm. Es gibt beeindruckende Kalimba- Soli auf Youtube von ihm, die allesamt sehr sehenswert sind.

Auch der Kameruner Percussionist Biboul Darouiche (Klaus Doldingers Passport u.a.) soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Mit seiner Kalimba ist er seit den 1990er Jahren auf europäischen Bühnen unterwegs und schlägt mit seiner Bantu Jazz Connection den Bogen von traditioneller afrikanischer Musik hin zum Jazz.

In den sozialen Netzwerken und auf Youtube gibt es neben einem namenlosen Heer von kalimbaspielenden Selbstdarstellern auch einige Künstler, die mit überzeugenden Posts größere Bekanntheit erlangt haben. Die bekannteste unter ihnen ist April Yang. Sie spielt hauptsächlich 17er Kalimba und gelegentlich größere Modelle bis zur Array Mbira. Mit ihren stimmungsvoll gestalteten Cover-Versionen von Songs, die vor allem in China, Korea und Japan beliebt sind, hat sie allein auf Youtube  zwischen 2018 und 2021 über 80 Millionen Klicks eingesammelt und eine ganze Generation Kalimbaspielender Asiatinnen und Asiaten beeinflusst. Fast täglich findet man auf Instagram und Facebook neue Coverversionen der Covers von April Yang, allen voran die Stücke "Kiss the Rain", "River Flows in You" und "Pipa Language".

Nicht ganz so viele Klicks, aber dafür sehr spannende Arrangements für verschiedene Kalimba-Typen findet man im Youtube-Channel von Eva Auner. Von klassischen Themen über Pop und Folk bis zu Trailer-Songs von Fantasy-Filmen findet man eine reichhaltige Auswahl unterschiedlicher Musiken, stimmungsvoll arrangiert und hervorragend interpretiert.

Wenn es einen Menschen gibt, der zeitgenössischen Jazz auf der chromatischen Kalimba spielen kann, dann ist es der Japaner Yohei Kisanuki. Neben seiner unglaublichen Virtuosität ist der gelernte Bassist äußerst harmoniegewandt und hat einen sehr individuellen Sound kreiert. Leider gibt es in seinem Youtube-Channel Limba Trip wenig hörenswertes zu sehen, er postet lieber in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram.

Genau so verhält es sich mit Patti Broussard einer Musikerin, die sich der Array Mbira verschrieben hat. Viele wundervolle Songs hat sie für dieses mächtig klingende Instrument arrangiert, aber leider sind diese nicht auf Youtube zu hören, sondern nur auf Facebook, Instagram, TikTok und Spotify.

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